Eine Anlage der Ruhe und inneren Einkehr
Erschienen in: Bramscher Nachrichten
Erschienen: 06/2009
Autor: Ilona Uphaus
up Campemoor.
Ohne den Wegweiser findet ein Besucher schwerlich den Weg zum Hof Moorlicht in Campemoor, weitab von den Hauptverkehrsstraßen. Ein weiteres Schild markiert seit einiger Zeit die Einfahrt des Schotterweges, der zu der Einrichtung für Seelenpflege von Kindern und Jugendlichen führt. Hier steht jetzt ein Feldzeichen als Friedenssymbol und erinnert an die Varusschlacht vor 2000 Jahren.
Wer sich die Gestaltung des Feldzeichens genau anschaut, findet einen Hinweis auf ein Kleinod, das sich unbemerkt von der Öffentlichkeit auf dem Gelände entwickelt hat: Ein
Waldlabyrinth aus 1000 Bäumen.
Der Karlsruher Architekt Lothar Bracht setzte vor sieben Jahren eine Idee in die Tat um. Als Mitglied des Trägervereins der Einrichtung, Solveigs Hof Rulle e.V., pflanzte er am Standort Moorlicht in Campemoor 1000 Bäume nach einem bestimmten Schema an. Die moortypischen Bäume wie Birke, Schwarzerle und Eberesche bilden das Labyrinth von Chartres nach, das in den Marmorboden der berühmten gotischen Kathedrale in Frankreich eingelassen und Teil des Jakobsweges ist.
Die Pilgerreise durch das Waldlabyrinth in Campemoor dauere rund 20 Minuten, sagt Gudrun Dormann, Leiterin von Hof Moorlicht. „Das ist kein Irrgarten“, erklärt sie. Ein Besucher des Labyrinthes könne sich nicht verirren, denn es gebe nur einen Weg hindurch, der bis in die Mitte führt. Dort findet sich eine große Lichtung in Form einer sechsblättrigen Rose. Die sieben Jahre alten Bäume sind inzwischen so groß geworden, dass sie schon an vielen Stellen den Blick zum Himmel nicht mehr freigeben. Dormann möchte der Öffentlichkeit diese Anlage der Ruhe und inneren Einkehr präsentieren. Am 19. September soll ein Fest gefeiert werden und viele Besucher zur Besichtigung von Hof und Labyrinth locken.
Doch bis dahin haben die Mitarbeiter, die Kinder und Jugendlichen der Einrichtung noch eine Menge Arbeit vor sich. So soll unter anderem von der Straße aus ein langer Steg aus Holzbrettern gebaut werden, damit die Besucher trockenen Fußes den Moorboden bis zum Eingang des Labyrinthes überschreiten können. Hilfe kommt von einer Jugendgruppe aus Dresden und von einer Schulklasse aus Mülheim, die auf dem Hofgelände zelten und kräftig mit anpacken wollen. Gerade für Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen sei es wichtig zu spüren, dass sie mit der Welt verbunden sind, sagt Dormann. Die Begegnung mit Menschen von außerhalb der Einrichtung sei sehr wichtig. Grundlage der erzieherischen Arbeit ist auf beiden Höfen die Waldorfpädagogik.