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25 Kinder im Labyrinth

 

13.-15.6.2007

Mittwoch, Spätnachmittag. Entgegen der Schlechtwetterankündigung scheint die Sonne im Hof Moorlicht. Wie an jedem Mittwoch-Nachmittag werden im Hof Pferde geputzt und zum Ausritt fertig gemacht. Die Hektik der Vorbereitungen für den anstehenden Kinder-Besuch ist vorbei und da, genau in diesem kurzen Ruhemoment rollt das erste Auto aus Mülheim in die Einfahrt. Daniel tut einen freudigen Ausruf: „Pia ist da!!!“ und tatsächlich ist Familie Kusenberg mit Sack und Pack und Kind und Kegel eingetroffen. Das ist gleichzusetzen mit: Der Klassenlehrer aus Mülheim ist Herr Kusenberg und er hat Frau und Kinder als Hilfsteam zu diesem 3-tägigen Ausflug ins Moorlicht zum Kochen und Verpflegen und für Reitunterricht usw. usw. mitgebracht. Für unseren Daniel bedeutet das, daß seine Brieffreundin Pia zu Besuch ist und das heißt große Freude.

Zeitgleich fährt das erste Elternauto auf den Hof und schon füllt sich der Platz mit munter schwätzenden und erwartungsvoll auspackenden Kindern. Was wollen die alle hier? Also, das ist nicht nur ein netter Ausflug auf’s Land, sondern da steckt noch ein etwas tieferer Sinn dahinter. Ausschlaggebend war das Waldlabyrinth im Moorlicht und das kam so: Lehrer Kusenberg und sein Freund, Lothar Bracht haben zusammen verabredet, ein bißchen Erfahrungsmöglichkeit gekoppelt mit ein bißchen praktischer Arbeit zu organisieren. Kleine Arbeitseinsätze im großen Labyrinth – in Verbindung mit Zeltübernachtungen in schwarzen Pfadfinderzelten, mit Lagerfeuer und Erlebnissen in der Natur – dazwischen mal ein bißchen auf einem Isländerpferd reiten und zuguterletzt bei entsprechendem Sonnenwetter vielleicht schwimmen im Schwimmteich.

Hurtig wird nun alles aufgebaut, im generalgereinigten Pferdestall werden Tische und Bänke in Besitz genommen, alles sortiert sich ein oder auch wieder aus, denn einige „Fahr-Eltern“ verabschieden sich auch bald, nachdem sie gesehen haben, daß es ihren Sprößlingen hier gut ergehen wird.

Und dann geht auch schon richtig was los. Nach einer kleinen Stärkung kommen die mitgebrachten Kinderschubkarren zum Einsatz. Die ganze Gesellschaft zieht also quer über das große Grundstück, vorbei am Schwimmteich und vorbei an den inzwischen schon recht großen Bäumen des Labyrinthes zu einem großen Steinhügel auf der Schafswiese. Dort liegen 4 Tonnen „Kullersteine“- hart und schwer wie Granit - vom großen Steinbruch am Piesberg in Osnabrück. Sie sind so ganz anders als der weiche Torfboden hier und so bilden sie ein echtes Pendant zum weichen nachgiebigen Standortboden und gleichzeitig sozusagen ein Verbindungselement zum felsigen, steinigen Wiehengebirge, dort wo das Haupthaus des Solveigs Hofes steht, ganz in der Nähe von Osnabrück. Jetzt also heißt es „Ärmel aufkrempeln“ und zeigen, was man kann. Je nach Konstitution schieben die Kinder kleine oder dickere Steine in ihren kleinen Karren, prustend und lachend und stolz, während die begleitenden Männer natürlich mit großen Karren und mehreren Steinen ihnen voraus den Weg angeben. Am Ende liegen tatsächlich ungefähr 120 Steine auf den äußersten Umrandungsbögen, welche in der Urform des Labyrinthes von Chartre immer ein wenig an ein Zahnradbild erinnern. Nicht zu glauben, wie tüchtig und engagiert 25 Kinder sein können. Am Ende wird das Ergebnis dann von einem Miniflieger aus fotographiert und stolz liegen sie alle in der Mitte des Labyrinthes auf dem Gras und winken fröhlich nach oben. Das war dann doch wohl die spektakulärste Aktion . Aber die Tage füllen sich mit all den interessanten Dingen, die Lehrer Kusenberg mit Lothar Bracht für seine Schüler geplant hatte. Die Aktion des „Stempelbrennens“ mit einem holzfeuererhitzten Metallspiegelbild des Labyrinthes wird emsig probiert, führt aber noch nicht zu ganz zufriedenstellenden Ergebnissen. Vielleicht wird es ein nächstes Mal geben? Und dann probieren wir das mit verbesserten Voraussetzungen noch einmal. Alles hier in Verbindung mit dem Labyrinth ist ja schließlich ein Weg – ein Entwicklungsweg, von dem niemand weiß, wie das Ergebnis sein wird.

Der erste Tag endet am Lagerfeuer, wo mit Hingabe gefeuert und gesungen wird und die Nacht in den Zelten relativ kurz ausfällt, weil es so viel zu bereden gibt. Der zweite Tag endet mit einem guten Spaghettiessen. Dann allerdings ziehen finstere Wolken auf und tatsächlich tritt nun Plan „B“ in Kraft: die Kinder müssen mit ihren Isomatten und Schlafsäcken in den Freilaufstall umziehen. Das sorgt ersteinmal für einige Aufregung, aber wie jeder echte Erlebnisfreudige weiß: Die Ausnahmen bestätigen die Regel und gerade sie sind es, an die man sich später erinnern wird. Am Ende liegen alle Kinder ordentlich nebeneinander und gut behütet von Lehrer und Vätern und alle schlafen zufrieden ein. Nicht zuletzt, weil man ja müde ist von der letzten aufregenden Nacht. Am nächsten Morgen ist dann alles auch wieder von der Sonne begünstigt. Alles kann einigermaßen trocken eingepackt werden. Die letzte wichtige Aktion startet: Alle Kinder laufen in einer langen Schlange hintereinander in einem kleineren Labyrinth den kompletten Weg. Wie unterschiedlich zeigen sich hier die Charaktere der Kinder auf „Ihrem“ Weg. Auf dem Weg hinein bleiben sie noch relativ zusammen, manche fest verbunden mit der Freundin oder interessiert, wo es denn nun um die Ecke und weiter geht. Dann aber überkommt es so manchen und ungeduldig wird auch schon mal abgekürzt oder geschickt übersprungen. Genau so ist das Leben, individuell und voller Erfahrungen. Jeder geht seinen Weg letztendlich allein…

Und dann naht auch schon das Ende. Eltern erscheinen, es wird eingepackt und verabschiedet. Es war wunderschön, all die Kinder hier glücklich agieren zu sehen. Ich glaube, es waren für alle Beteiligten 3 wunderschöne Tage!!!