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Dämmerung zwischen Hochsommer und Herbstahnung
                              unser 4. Labyrinth-Fest im Moorlicht am 7.9.2013

Wieder liegen 2 arbeitsreiche Tage hinter uns. Es ist brüllend heiß, der Schweiß tropft von den Gesichtern beim Schleppen und Besorgen und Aufbauen.  Unsere leergefegte Betonplatte, auf welcher im letzten Jahr unser neues Haus stand, wird genutzt, um ein 10 m Labyrinth aufzumalen, incl. Zahlen. Dort wollen wir Laufen und Probieren und die Standorte einzelner Menschen herausfinden, Spiele initiieren und verstehen lernen. Die Wetterprognosen sind super bis durchwachsen und überall im Lande gassiert die Event-Freude. Aber unsere Erwartung ist ja nicht, unzählige Menschen hierher zu locken, sondern wir wollen schlicht die Möglichkeit eröffnen, etwas von den Hintergründen zu verstehen, ein bisschen Durchsichtigkeit schaffen und einfach miteinander Spaß  haben,  reden, spielen und gemeinsam Leckereien genießen.
Der Morgen beginnt mit zarten Regentropfen. Lange Gesichter — gestern war es doch noch so heiß und sonnig! Aber wir lassen uns nicht aufhalten. Es wird aufgetischt, was da im Haus gesammelt wurde, es wird dekoriert und aufgebaut, Strom und Gas wird eingeschaltet, die letzten Überlegungen werden angestellt und zuletzt ist alles erwartungsvoll geregelt. Wer wird sich aufmachen, um bei Regen zu uns zu kommen? Wer wird seinem Vorsatz treu bleiben, endlich einmal zu kommen und  selber Erfahrungen zu machen?
Um 16 Uhr steht das Betonplatten-Labyrinth total unter Wasser, aber.....es hört auf zu regnen!!! Dem Himmel sei Dank, die Sonne traut sich hinter den Wolken sanft hervor. Also........wir sind bereit, es kann losgehen!
Langsam trudeln ein paar wenige Menschen ein. Familien aus der Nachbarschaft, Eltern + Geschwister unserer Kinder, Freunde. Klein aber fein..... so bleibt das Fest-Publikum. Sogleich werden die Leckereien begutachtet und angefordert, denn um 17 Uhr nachmittags hat man schließlich schon wieder Hunger. Popkorn, Waffeln, zwischendurch ein gebratenes Spiegelei, zum Nachtisch Crepe mit Nutella, dazu Kaffee und Kuchen und zwischendurch ein bis zwei Lose ziehen und süße Trost-Preise einheimsen. Es gibt natürlich auch Hauptgewinne und die sind erstaunlich schnell ergattert. Alle haben viel zu erzählen und so sind wir die erste Stunde gut beschäftigt.
Dann ist ein kleiner Vortrag angesagt, der jetzt auch eingefordert wird. Immerhin hat man ja doch die Frage mitgebracht, was es denn nun mit dem Ariadne-Faden auf sich hat. Also läuten wir die kleine Gesellschaft in unsere festlich geschmückte Tenne, während die Kinder am Miniworkshop von Jessica und Denis mit tollen Bastelarbeiten beschäftigt werden oder von Anja und Tochter Rebecca auf Pferden herumgeführt werden.

Sehr interessiert und aufmerksam folgen nun unsere Besucher den Ausführungen der Vortragenden. Wer war Theseus und Ariadne in der griechischen Sage um den grausigen Minotaurus im Labyrinth auf Kreta? Und was machen wir mit der Aussage:
 „ Labyrinthe bergen kosmische Geheimnisse, Irrgärten nicht!“
Schnell klärt sich, dass unser Labyrinth kein Irrgarten ist, sondern ein Weg, ein Lebensweg oder ein Pilgerweg. Also können wir uns doch gar nicht verirren! Oder doch?
Erst einmal werden wir auf die kosmische Zahl 7 hingewiesen. Eine Zahl, die vielerlei Bedeutung hat, aber die einfachste Formel ist, dass sie eine Primzahl ist, also ein Zahl, die nicht zu teilen ist. Dann hören wir, was es im Lebensweg eines Menschen mit der 7 auf sich hat. Die „Jahrsiebte“ und ihre Inhalte werden angesprochen und die dazu gehörigen Wege im Labyrinth aufgezeigt. Kleine Aha-Erlebnisse gehören dazu: wie nah an der zum Himmel offenen Mitte hält sich ein Kind in seinem ersten Jahrsiebt auf? Wie zielstrebig entfernt sich das Schulkind in der Zeit bis zur Pubertät weg von der hellen geistigen Mitte, hin zum dunkleren Bereich des Labyrinthes und hin zur Verunsicherung, zur nebulösen Veränderung. Wie groß und weit werden die Lebenswege im 3. Jahrsiebt, angefüllt mit neugierigem Erproben der Welt. Nach dem 21. Lebensjahr ist man endgültig erwachsen und eigenverantwortlich. Man bewegt sich ganz weit weg von der Mitte, mitten im dunklen, unbekannten, spannenden Leben, man geht bis an die Grenzen, weit weg von schlichter Gläubigkeit. Man sucht im Unbekannten nach Lebenswegen und Entscheidungsmöglichkeiten. In der Regel  erlernt man einen Beruf, man findet einen Lebenspartner und baut an seinem Glück. Mit 28 Jahren hat sich da eine Menge entschieden. Wir wandern mitten hinein ins Zentrum unserer Lebenszeit. Wir halten uns in der „Rose“ des Labyrinthes auf, dh. zwischen dem 28. Und 35. Lebensjahr. Man glaubt, man hat seinen Platz gefunden. Man könnte zufrieden sein und stolz darauf, was man alles erreicht hat. Man glaubt tatsächlich, den Himmel auf Erden zu haben.Wir halten uns im Labyrinth jetzt unter dem freien Himmel auf.
Dann aber geht es wieder hinaus, in die 2. aktive Lebenshälfte, es geht zurück durch das Labyrinth.
Die weiteren Lebensjahrsiebte sind geprägt von Fragen, Enttäuschungen, Alltagsstress und Unzufriedenheiten und wir beginnen zu fragen: Habe ich alles richtig gemacht? Ich wollte doch eigentlich etwas ganz anderes? Ich hatte doch die große Freiheit, selber zu entscheiden? Habe ich mich gar verirrt? Was muss ich ändern?
Die Frage nach dem Schicksal taucht auf. Und nun erinnern wir uns an Theseus und Ariadne. Da gab es einen Sicherheitsfaden. Dennoch stirbt Ariadne, Theseus kommt mit dem Leben nicht mehr klar und sein Vater wirft sich ins Meer wegen nicht erfüllter Hoffnungen. Das Ungeheuer der Anfangszeit ist besiegt, der leitende Ariadne-faden hat geholfen, aber dann hat es das Schicksal anders gewollt? Was sagt mir also mein Schicksalsweg?

Ich kann ihn erst wirklich erkenne, wenn ich lange Stecken hinter mich gebracht habe. Ich kann vielleicht erkennen und versuchen, die Helligkeit des Himmels zu erkennen und zu nutzen und ich kann akzeptieren, dass es streckenweise dunkler war und auch wieder wird. Aber ich kann auch aufmerksam die Möglichkeiten ergreifen:
Meinen Lebensweg immer mal wieder kritisch anschauen, hinschauen, was habe ich im letzten Jahr gemacht? Welche Menschen sind mir ganz nahe? Wer kommt mir manchmal entgegen und ich sehe ihn nicht einmal? Wer geht mit mir und spiegelt mir im nächsten Augenblick mein eigenes Verhalten?
All diese Fragen bewegen uns nun und zeigen uns, dass eine „Richtschnur“ oder ein „Ariadne-Faden“ nicht die wirkliche Lösung ist. Wir haben die Freiheit, selber zu entscheiden. Und da nützt nur „Aufmerksamkeit, Mitdenken und Vertrauen auf das, was da kommen mag....“ Wir erinnern uns: so endet unser wöchentlicher Konferenzspruch!
Die Jahrsiebte-Kette endet schließlich beim Ausgang aus dem Labyrinth mit 63 Jahren. Und wenn wir das Labyrinth noch einmal komplett umrunden bei 70 Jahren. Wie spannend lässt sich über das Rentenalter oder die geschenkten Jahre nach Erreichen der 70 sinnieren oder philosophieren. Der Vortrag endet mit dem Wunsch:
                   „ Wie schön, wenn wir das dann bewusst genießen können.“
Unser Fest ist noch nicht zu Ende, es beginnt ja erst jetzt, ein Fest zu werden. Noch einmal wird kräftig zugelangt, aber es können tatsächlich auf der inzwischen fast getrockneten Betonplatte alle gehörten Phänomene nachgestellt, gelaufen und ausprobiert werden.
Lustige Spiele werden gespielt: 2 Spieler laufen los. Einer von der Mitte aus, der andere vom Eingang her. Irgendwo treffen sie sich per Handschlag, dann flitzen sie schnell weiter, sorgsam bedacht, jede 180grad Kurve korrekt zu erwischen. Wer hat die Strecke als erster geschafft?
Oder 7 Menschen laufen dicht hintereinander bis zu Mitte und nehmen die Positionen des mittleren Sieben-Sterns  auf einer Isomatte auf dem Rücken liegend ein. Die Füße müssen nun eine Schüssel gemeinsam hochhalten. Nun darf ein Spieler die Füße wegnehmen  und seine Schuhe ausziehen. Die anderen müssen die Schüssel trotz der Lücke halten. Nachdem er seine entschuhten Füße wieder eingereiht hat, muss der nächste Spieler loslassen usw. Natürlich darf die Schüssel nicht herunterfallen. Super, die Gruppe schafft es und hat gemerkt, wie man die Bauchmuskeln anspannen muss und vor allem: wie wichtig ein gemeinschaftliches aufeinander Rücksicht nehmen ist. Das hat allen Beteiligten und auch allen Zuschauern Spaß gemacht.
Gleichzeitig haben viele Kinder die Zeit genutzt, die Labyrinth-Rallye zu absolvieren. Sie ist gekoppelt mit einer Schatzsuche und das motiviert ungeheuerlich. Mütter und Väter sind natürlich mit engagiert und jedes Kind darf am Ende seine gefundenen Schatzrolle in einen echten Schatz umtauschen. Stolz sind sie alle und das mit Recht.

So langsam fühlt man die kommende Dämmerung. Jetzt soll noch schnell die amerikanische Versteigerung gemacht werden. Unser Einladungsbild, das leuchtende, bunte Labyrinth mit dem strahlenden Zentrum wird zur Verfügung gestellt. Aber wer weiß schon, wie eine amerikanische Versteigerung vonstatten geht? Es dauert eine Weile, bis da was in Gang kommt: Ein Grund-Einsatz wird von Claudine vorgegeben. D.h. 20 € liegen im Zylinder. Wer bietet mit? Jeder Interessent wirft 1 € hinzu und wird dadurch einen kleinen Moment Besitzer des Bildes. Aber gleich wirft ein anderer 1 €  hinein und schon ändert sich der Besitzer. Der letzte 1€-Werfer wäre dann der Besitzer. Am Ende wird jemand ungeduldig und wirft gleich 5 € hinein. Zum Ersten, zum zweiten und ??? Gewonnen!!! Christoph entführt das schöne Bild in sein neues Zuhause.
Jetzt wird es Zeit. Der Gang durch das dämmerige Labyrinth wird beginnen. Schnell werden noch die heimlichen Wunschzettel geschrieben und dann geht es los. Eine kleine, unverdrossene Gruppe wandert von der Straße her den hölzernen Labyrinth-Steg entlang. Auf der Wiese wabert tatsächlich Nebel. Es wird etwas schummerig und aufregend. Durch die Bäume sehen wir das Feuer in der Mitte des Labyrinthes in einer Feuerschale lodern. Dort wollen wir hin. Das ist das Ziel. Unser Weg durch den dunkler werdenden Labyrinth-Wald wird zusehends dunkler. Aber er ist erkennbar, erspürbar, manchmal auch nur erahnbar. Man bemüht sich, beieinander zu bleiben. Manch einer muss seine Sorgen lauthals überplappern, aber es wird immer stiller. Nur einzelne Kinder schwirren weglos umher. Aber mit größter Sicherheit finden sie die Eltern wieder.  Die Orientierung ist über alle Sinne möglich. Im Inneren flackert das Feuer, außen herum leuchtet der weiße Nebel durch die Baumstämme ins dunkle Innere des Labyrinthes. Etwas atemlos wandern die Menschen möglichst nah beieinander die immer länger werdenden Wege entlang. Endlich ist die Mitte erreicht. Dennis, unser neuer Mitarbeiter, steht hier und ist für heute der Hüter des Feuers. Jeder darf seinen Wunschzettel ins Feuer werfe. Die Augen leuchten. Fast möchte man sich nicht mehr vom inneren Feuer trennen. Etwas erschöpft verlassen wir das Labyrinth auf direktem Weg, vorbei an leise murrenden, verwunderten Schafen, vorbei am leicht dunstigen Schwimmteich und wieder hinüber zum beleuchteten Festplatz.
Das Fest ist zu Ende. Es war ein wunderschönes Fest. Klein und beeindruckend.