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Der Weg

Autor: Lothar Bracht; Gudrun Dormann

 

der längste Weg ist der Kürzeste.

Sontagmorgen. Schön in Ruhe frühstücken wollen wir. Aber ich habe vergessen Brot zu kaufen.

Ich fahre ganz schnell zum Bäcker, bin in 5Minuten wieder da. Papa, darf ich mit zum Bäcker? Na klar, aber beeil dich. Papa aber ich will nicht mit dem Auto fahren. Na gut dann laufen wir halt, aber los jetzt! Papa darf ich die Rollschuhe mitnehmen? Also gut.

Mit Tochter und Rollschuhen endlich zur Haustür raus, berüßt uns freundlich Nachbars Hund. Papa, den Hund darf ich sonst auch mit zum Spazierengehen nehmen!

 

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Eigentlich wollte ich ja nur ganz schnell....;wir sind dann mit dem Hund losgegangen, haben noch Löwenzahn für unseren Hasen gesammelt, sind über ein Gartengeländer balanciert, haben mit der Bäckerin geplauscht, einen Keks bekommen, auf dem Rückweg ein Wettrennen gemacht, sind einer Freundin und dem Zeitungsträger begegnet, haben über die wichtigen Dinge des Lebens geredet, ein Eichhörnchen gesehen und „ein Hut ein Stoch ein Regenschirm und vorwärts seitswärts rückwärts und hoch das Bein“ gespielt.

Es ist wohl eine Stunde vergangen. Wir sitzen beim Frühstück. Ich gucke in ein glückliches Kindergesicht, welches strahlend ein Croissant verspeist und gleichzeitig von den Erlebnissen des Ganges zum Bäcker erzählt.

Der kurze schnelle Weg ist lang geworden. Angereichert mit vielen kleinen Erlebnissen aus denen das Leben besteht. Erlebnisse an denen wir uns Stück für Stück weiter entwickeln.

Je länger der Weg, desto mehr Möglichkeiten für Entwicklung.

Wenn es einen Gedanken gibt der mir von Tag zu Tag wichtiger erscheint, der so grundsätzlich, dass ohne ihn zu beachten wir der Welt nicht gerecht werden können, dann ist es folgender:

Alles aber auch alles ist in Entwicklung.

Manches schwindelerregend schnell, anderes unendlich langsam.

Aber in Entwicklung ist alles

Der Weg des Labyrinths von Chartres ist der längst mögliche Weg auf engstem Raum, oder – die größtnmögliche Anzahl von Entwicklungsmöglichkeiten in kürzester Zeit.

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Wenn jede Haarnadelkuve im Labyruinth das Ende des einen un der Beginn des nächsten Entwicklungsschrittes ist, so ergeben sich mit dem ersten und letzten Weg 29 einzelne Abschnitte. 28-mal ändert man seine Richtung. Durch die Haarnadelkurven liegen die zeitlich hintereinanderliegenden Wege immer räumlich nebeneinander. Beim Durchlaufen des Labyrinths befindet man sich also nicht nur auf der momentanen Bahn in der Gegenwart, sondern auch mit einem Blick auf die bereits gegangene Bahn in der Vergangenheit und einer Ahnung von dem nächsten Weg in der Zukunft. Nach 7 Abschnitten kommt es in der entwicklung zu einem größeren Schritt. Im Labyrinth wechselt man die Seite. Dreimal geschieht dies auf dem ganzen Weg.Man könnte eine Biografie mit den Lebensjahren über das Labyrinth legen und so den Lauf der Jahre begleiten. Möglich währe es auch für jeden Weg einen Tag zu nehemen, um Entwicklung zu erleben oder zu initieren.
Wenn wir z.B. am ersten Tag im Dezember das Labyrinth betreten würden, und in der folgenden Woche jeden Tag einen weiteren Weg gehen, (so, wie man in der Adventszeit jeden Tag ein weiteres Türchen öffnet), werden wir nach einer Woche, also nach 7 Tagen, die Labyrinthseite wechseln. Wie in der ersten Woche bleiben wir auch in der zweiten Woche im inneren Teil des Labyrinthes.

Nach 14 Tagen wechseln wir wieder auf die Anfangsseite und durchlaufen jetzt den äußeren Teil, bevor wir nach 3 Wochen den 22. Weg beschreiten und zum letzten Mal hinüberwechseln

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auf die gegenüber liegende Seite, um auch auf dieser Labyrinthseite die äußeren Bahnen zu durchlaufen. Am Heiligen Abend erreichen wir fast wieder den Anfangspunkt des Labyrinthes, um dort das letzte Viertel zu füllen.

Am 28. Tag kommen wir endlich auf dem längsten aller Wege von ganz hinten und ganz außen tief in das Labyrinth und erreichen die so genannte Rose. Dort erahnen wir einen Siebenstern und erreichen, wenn wir diese Formation ebenfalls einzeln ablaufen, am 31. Dezember eine Stelle, wo wir direkt und sehr geradeaus waagerecht hinüber wechseln von einer Seite zur anderen. Auf der Mitte dieses Weges stehen wir in der absoluten Mitte zwischen rechts und links! Etwas Neues beginnt – ein neues Jahr!

Wenn wir die so abgelaufenen Wege als Lebensjahre sehen, befinden wir uns jetzt am Wendepunkt. Wir werden die Lebensjahre natürlich weiterzählen, aber wir müssen jetzt den gelaufenen Weg zurück laufen, bis wir zuletzt mit dem 63. Lebensweg am Ende dieses Labyrinthes angekommen sind. Wie vielen Menschen sind wir bis dahin begegnet, die noch auf dem „Hinweg“ laufen! Und nichts daran lässt sich beschleunigen. Jeder geht seinen Weg. Kurze Wege – lange Wege! Schnelle Abschnitte und langsame Abschnitte. Immer müssen wir die Zeit selber gestalten und das eigene Maß dafür finden.

Alles braucht seinen Weg und seine Zeit.